Conversion Brainpower – 3 Conversion Spezialisten, 5 Fragen, 15 Antworten
Katrin Sauerwein, EyeEm
Alter: 32
Job Titel: Senior Product Analyst
Hobbies: Photography, seeing the world
Rob Seeger, FMX World
Alter: 42
Job Titel: Bob – höchstpersönlich
Hobbies: Berglauf, Baseball, lateinamerikanische Literatur und spätgotische Madonnen
Roland Fink, niceshops
Alter: 41
Job Titel: Geschäftsführer
Hobbies: Mein Job :-)
Welche Trends CO erwarten Sie in naher Zukunft?
Für jeden Marketingkanal und jeden Schritt in unserem Conversion-Funnel gibt es gute spezialisierte Tools. Die meisten unserer Branche “leiden” fast unter der enormen Vielfalt. Da jedes Unternehmen aber auch spezielle individuelle Bedürfnisse hat, haben diese auch alle ihre Abnehmer. Eigentlich wünschen wir uns aber doch nur ein einfaches Tool mit dem wir die gesamte Customer Journey gestalten, steuern und optimieren können – Targeting, Testing, Tracking, Marketing – alles zusammen abgebildet. Ich denke nicht, dass wir dieses eine Tool bekommen werden. Deshalb ist es umso wichtiger technische Standards zu schaffen mit deren Hilfe es möglich wird beliebige – den jeweiligen Anforderungen entsprechende Tools zu verbinden und den Datenfluss zu synchronisieren. Wie immer – je unabhängiger wir hier von unseren Entwicklern sind, desto besser.
Personal Conversions: Fast alle Unternehmen haben bereits viel Geld, Zeit & Mühe in „Corporate Conversion“ investiert: Websites, Newsletter & Shops, Landing pages sind optimiert – aber noch werden die „personal conversions“ vernachlässigt: Jede Geschäftsführerin, jeder Sales-Mitarbeiter, jede Presse-Sprecherin – ja jeder Mitarbeiter muss Teil der Conversion Optimierungs-Strategie sein: Denn heute hat fast jeder von uns 3-4 ganz wichtige „Landing-Pages“: Xing-Profil, LinkedIn-Profil, Facebook, SlideShare, Twitter & Co. Diese „Personal Landing-Pages“ spiele gerade im B2B Bereich eine zunehmend entscheidende Rolle, denn wenn ein potentialer Lead auf eine Corporate Website einen Online Shop kommt, hat er zu 82% seine Kauf-Entscheidung bereits getroffen. Conversion Optimierung passiert heute viel zu oft am falschen Ort.
Ich sehe hier ein wenig eine Rückbesinnung auf den User, der unsere Seiten nutzt – ein verstärktes Hinterfragen von Ergebnissen und nicht das bloße Abarbeiten von Tests. Ich sehe viel Potential in stark segmentierten Testreihen.
Welche neuen Maßnahmen müssen unbedingt in Ihrem Unternehmen / Kundenumfeld angegangen werden und was sind die größten Baustellen im CO Bereich in den Unternehmen Stand heute?
Ähnlich wie bei der Datenerfassung bzgl. Analytics gibt es auch im CO entsprechende “(Daten)silos”. EyeEm ist als Mobile first Community gewachsen und hat sich deswegen zunächst auf mobilen Medien wie “Push-Campaigns” fokussiert. Im letzten Jahr hat das Web als Marktplatz stark an Bedeutung gewonnen. Deswegen liegt der Schwerpunkt momentan darauf, die verschiedenen Marketing-Channels und deren Tracking zu vereinheitlichen um eine effizientere, automatisierte CO zu betreiben.
Geschäftsführerinnen und Geschäftsführer müssen endlich erkennen, dass sie Teil der Conversion Optimierung Kette sind – die wichtigste Aufgabe im Jahr 2015 bzw. 2016 lautet eigentlich: Machen Sie Ihre Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen Conversion fit! – Und nicht nur Ihre Website.
Und schreiben, schreiben, schreiben… Schreiben ist das neue Reden. Noch nie wurde so viel geschrieben wie heute. Und noch nie war es so schwierig, Menschen in dieser Informationsflut zu erreichen. Wer durchdringen will, braucht die richtigen Worte. Denn Worte können zaubern. Richtig angewandt, begeistern sie Menschen und öffnen Türen. Sie stärken Identitäten und Marken. Und sorgen dafür, dass die Conversion steigt.
Unterschiedliche Ansprache der Nutzergruppen, bessere Interpretation von Ergebnissen, verstärkte Arbeit mit mehreren, unterschiedlichen Zielen und das in einer immer höheren Granularität.
Auf welche Entwicklungen im Rahmen Ihrer Arbeit sind Sie besonders stolz, wenn Sie auf die letzten 12 Monate zurückblicken?
Für mich ist das momentan sehr banal – Als ich vor einem Jahr bei dem Startup EyeEm angefangen habe, gab es – nennen wir es “irgendein Tracking“. Ich freue mich einfach darüber, dass wir mittlerweile ein solides Grundgerüst für die Datenerfassung für UX und alle relevanten KPIs in Web und Apps geschaffen haben und benötigte Testszenarien flexibel aufsetzen können. Nun können wir recht einfach und nach Bedarf beliebige weitere Systeme andocken.
Das wir es geschafft haben, am 3. Mai 2015 101.280 Menschen weltweit zum Laufen zu bringen, für all jene die nicht laufen können. Und das alles ohne völlig ohne Paid Media – rein organische Conversion über Influencer und lokale Aktivierung. Wichtigste Erkenntnis: Wer die Conversion optimieren will, muss rausgehen und handeln – statt nur im stillen Kämmerchen Schrauben und Däumchen zu drehen.
Auf das komplette Redesigns von gut zehn Shops, ohne die CR zu belasten.
Welches ist der schlechteste Test, den Sie jemals durchgeführt haben?
Kein Test, der vom Setup her korrekt ist, ist meiner Meinung nach wirklich schlecht. Selbst wenn wir nach einem Test wissen, dass beide Varianten gleich schlecht sind haben wir an Wissen gewonnen. An ein wirklich falsches Setup kann ich mich nicht gerade nicht erinnern (das heißt nicht dass es keinen gab). Allerdings habe ich einige Tests durchgeführt, deren Ergebnisse aus verschiedenen Gründen wie Ressourcenmangel oder neue Marketing/Produktstrategie nicht verwendet wurden. Diese Tests waren für mich “schlecht”.
Jeder Test, der die Kunden befragt ;-) Schließlich sind Kunden die größten Innovations-Bremsen – es geht bei der Conversion Optimierung nicht darum, zu tun was die Kunden wollen, sondern den Kunden vor zu geben, was sie zu haben wollen.
Das ist schon ein paar Jahre her. Wir haben uns mit den Social Widgets gespielt und haben auf den Detailseiten massiv aufgeräumt, hatten dann auch einen recht netten Uplift der CR. Der Test lief allerdings nur in Deutschland. Beim Ausrollen der Ergebnisse auf die internationalen Seiten rasselten Länder wie Spanien und Italien dann massiv nach unten. Daraus haben wir zumindest was gelernt. Heute werden Tests in mehreren Staaten immer einzeln betrachtet.
Welchen Mobile Web Design Fehler, der signifikante Auswirkungen auf die mobile Conversion Rate hat, sehen Sie am häufigsten?
Dazu fallen mir direkt 2 Worte ein: Formulare und Slider.
Oft wird immer noch der Fehler gemacht die Webseite nur optisch für mobile Geräte zu adaptieren. Es wird vergessen, dass nicht nur das Display kleiner ist, sondern auch keine Standardtastatur zur Verfügung steht mit der interaktive Elemente bedient werden können. Formulare sollten noch einfacher und kürzer werden und Slider per Touch – Probieren Sie’s mal ;)
Bitte, bitte immer daran denken, dass es nicht um „Mobile Design“ geht, sondern um „Mobile Experience“ – d.h. um eine Fülle an Kleinigkeiten: Sind Telefon-Nummern verlinkt, ist die Map-Applikation verbunden, funktioniert die Routen-Planung, usw.
So einfach es klingt: Fehler ist das richtige Wort bei dieser Frage. Leider geht es hier vielfach um ganz banale Dinge, die auf mobilen Geräten nicht mehr funktionieren. Plötzlich fehlen Zahlungsarten oder auch ganz simple Dinge wie etwa wichtige Infos, die nicht mehr da sind.
Welches Buch – egal ob Fachbuch oder nicht – hat Ihnen die meisten Impulse für die Optimierung gegeben?
Daniel Kahneman: Schnelles Denken, Langsames Denken.
Denn viel zu oft denken wir viel zu lange nach um CO für intuitive Entscheidungen zu planen und allzu oft denken wir zu kurz nach um langsame Entscheidungen zu unterstützen.
Es war kein Buch, es war ein simpler Blogeintrag, der meine Sicht zum Thema Marketing und Internet veränderte. Das war im Jahr 2002, kurz bevor Adwords in Deutschland startete. Es ging um das Thema Splittest von Adwords und Zielseiten. Das Splittesting von Ads führte mich zum Thema Landingpages. Tja, damals ging mir ein Licht auf. Ich sah das unglaubliche Potenzial der Daten, die man von den Usern sammeln kann.